Sind dir am See schon mal Taucher aufgefallen, die ihre Flaschen nicht auf dem Rücken tragen, sondern erst im Wasser an die Vorderseiten ihre Trageeinrichtungen einhängen? Das waren Sidemount-Taucher. Woher das Ganze stammt und welche Vorteile es bietet, erklärt dir dieser Beitrag.
Ein bisschen Geschichte
In den 60er Jahren wurden englische Höhlenforscher immer wieder mit überfluteten Abschnitten konfrontiert. Für die Durchquerung dieser teilweise sehr engen Passagen entwickelten sie ein stabiles Gurtsystem, mit dem sie Pressluftflaschen körpernah transportieren konnten.
Der Schritt von der reinen Höhlenforschung zum Höhlentauchen wurde in den 70er Jahren in Florida vollzogen. Mit der rein taucherischen Nutzung der Ausrüstung ging eine schrittweise Professionalisierung einher. Das Sidemount-Jacket mit Luftblase und Bleiaufnahme war geboren.
In den 90er Jahren begannen die meisten, großen Tauchartikelhersteller mit der Vermarktung von Sidemount-Systemen. Parallel fand Sidemount-Tauchen Einzug in alle wichtigen Tauchsportverbände. Die Kombination aus komfortabler Ausrüstung und solider Ausbildung öffnete das Sidemount-Tauchen für breite Sporttaucherkreise.
Vorteile
Mehr Luft: Als Sidemount-Taucher hat man in der Regel zwei Flaschen dabei. Bei unserer Standardkonfiguration verwenden wir 80cft (11,1l) Aluflaschen. Selbst ausgewiesenen Vielatmern geht da kaum die Luft aus.
Sicherheit: Durch die einfache Erreichbarkeit der Flaschenventile kann auf einen abblasenden Automaten umgehend reagiert werden. Entweder auf die zweite Flasche wechseln und das abblasende System zudrehen oder Flasche zudrehen und jeweils für den nächsten Atemzug öffnen. An Engstellen können die Flaschen ausgehängt und separat transportiert werden.
Gut für den Rücken: Jeder kennt Tauchspots, bei denen vor dem Tauchgang erstmal ein ordentlicher Fußmarsch ansteht. Sidemount-Flaschen können einzeln ans Wasser getragen und dann eingehängt werden. Noch einfacher geht es mit einem Handwagen.
Bessere Wasserlage: Flaschen und Schläuche liegen eng am Körper an und verschwinden beinahe in deiner Silhouette. Du nimmst automatisch eine gute Schwimmlage ein und bietest deutlich weniger Widerstand. Dein Vortrieb verbessert sich und Herausforderungen, wie starke Strömung werden leichter gemeistert.
Flexibilität: Sidemount-Ausrüstung lässt sich sehr individuell auf den Anwender oder die jeweilige Tauchsituation konfigurieren. Das gibt ein mehr an Komfort und Sicherheit.
Nachteile
Handling: Tauchst du mit zwei Flaschen, müssen diese gleichmäßig abgeatmet werden. Du wechselst also mehrfach zwischen beiden Flaschen. Das Handling Bedarf entsprechender Ausbildung und Übung.
Logistik: Nicht jede Tauchbasis hat die entsprechende Ausrüstung vorrätig. Informiere dich besser vor deinem Urlaub oder nimm direkt dein eigenes Equipment mit.
Ausrüstung
Harness und Wing: Das klassische Sidemount-System besteht aus Harness und Wing. Es kann ausschließlich für das Sidemount-Tauchen verwendet werden. Leider bieten viele Systeme nur ein geringes Auftriebsvolumen und wenig Platz für Blei.
Sogenannte Hybrid-Systeme versprechen sowohl als Sidemount- als auch als Backmount-System nutzbar zu sein. Sozusagen das Gegenstück zum Ganzjahresreifen oder anders formuliert, nichts Halbes und nichts Ganzes.
Weitere Systeme finden hier keine Erwähnung, da sie deutlich fortgeschritteneren Tauchern vorbehalten sind.
Atemregler: Theoretisch lassen sich „normale“ Regler zu Sidemount-Reglern umbauen. Meiner Meinung nach ist das aber wenig sinnvoll. Besser direkt eine komplette Sidemount-Konfiguration kaufen.
Rigging-Kit: Sowohl zum Tragen, als auch zum Befestigen deiner Flaschen benötigst du ein Rigging-Kit.
Flaschen: Klassischerweise finden 80cft Aluflaschen Anwendung. Deiner Phantasie sind aber keine Grenzen gesetzt.
Ausbildung
Sidemount-Tauchen ist vom Anspruch her einfach eine andere Art des Tauchens. Es spricht also nichts dagegen, bereits als Neueinsteiger das Sidemount-Tauchen zu erlernen. Praktisch jeder Tauchsportverband hat heutzutage einen Sidemount Diver im Programm. Hier erlernst du theoretische Grundlagen und übst das Handling, sowohl an Land, als auch im Wasser. Aber auch hier gilt, wie bei jedem Tauchkurs: Übung macht den Meister. Nicht mit neuer Ausrüstung direkt in ein herausforderndes Tauchabenteuer starten!
Unseren nächsten Sidemount Diver Kurs findest du hier.